Usedom - Neuss & alles braucht seine Zeit..............................................................................zurück zur Reiseseite von Jürgen Jansen

Teil I Usedom - Stettin - Berlin

Teil I: von Usedom nach Berlin
8 Tage, 444 km, 2.680 hm, 90 Minuten Regen
http://www.rad-forum.de/images/graemlins/default/laugh.gif

Dass nur ja keiner auf die Idee komme, ich sei den kurzen Weg gefahren. Nein, ich wählte die Strecke über Stettin und sowohl die Ost als auch die Westseite entlang der Oder bis Cedynia und weiter durch das Oderbruch mit Umwegen nach Berlin.

An Radwegen benutzte ich den Ostseeküstenradweg, Oder-Neiße Radweg (West und Ost), Tour Brandenburg und den Mauerweg.


Hier war eine Streckenkarte verlinkt. Da GPSies an einen amerikanischen Investor verkauft wurde, habe ich die Karte gelöscht.



Usedom - Berlin gefahrene Strecke

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Wolgast - Lubmin – Freest – Peenemünde – Zinnowitz - Koserow

Am 31. August erreiche ich mit dem ADAC Mietwagen Wolgast, wickele die Formalitäten ab, belade mein Fahrrad, starte mein Navi und merke wie angespannt ich bin. Denn seit einem Jahr geht mir der Gedanke nicht mehr aus dem Kopf, heute ein zweites Mal an diesem Bahnhof in Peenemünde zu stehen. Eine Kerze anzuzünden und das Erlebte noch einmal in Ruhe und meiner Zeit zu reflektieren, war erster Wunsch und Antrieb für diese Reise.

Zunächst fahre ich aber über kleine Straßen und feste Waldwege Richtung Lubmin, um mir den „Struck“, die dortige Halbinsel, anzuschauen.

Dort wird seit der Wende ein KKW russischer Bauart demontiert und in ein Museum verwandelt. Hier entsteht ein neuer Energiestandort mit angeschlossenem Zwischenlager für Atommüll und der Andockstation für die neue russische Gaspipeline, an der Gazprom federführend mit der Nord Stream AG beteiligt ist. Wohlgemerkt, die Halbinsel ist ein ausgewiesenes Naturschutzgebiet. Kurioserweise hat Nord Stream ihren Sitz in Zug (Schweiz) und steuert von dort das Geschehen. Größter Anteilseigner von Nord Stream ist Gazprom mit 51 %. Weiterhin sind E.On Ruhrgas, die Wintershall Holding, die französische GDF Suez und die niederländische Gasuine beteiligt. Die Verstrickungen und Verzwickungen zwischen Gazprom, Putin und den russischen Oligarchien sind, so befürchte ich, für bundesdeutsche Staatsbürger wohl unvorstellbar. Jürgen Roth hat in seinem Buch: "Gazprom - das unheimliche Imperium" versucht, die mafiösen Strukturen und Beteiligungen aufzudecken. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Rolle von Dieter Rittscher als ehemaligem Geschäftsführer der bundeseigenen Energiewerke Nord GmbH.

Mein Track führt mich nun direkt vor eine Schranke mit Pförtnerhäuschen. Der Pförtner tritt hinaus und sagt mir: "Hier dürfen nur Arbeiter rein!" Wir wechseln ein paar Worte und er öffnet die rot-weiße-Schranke für einen Audi S6 mit Hamburger Nummernschild. Ich gebe auf, fotografiere noch die beteiligten Firmen an des alten Kanzlers neuem Geldgeber und radle nach Freest, um dort mit der Fähre nach Peenemünde über zu setzen. Freest ist ein kleines sympathisches Fischerdorf und die Fahrt mit der Fähre eine nette Abwechslung. Auch gefällt mir, dass die Kapitäne auf den kleinen Ostseefähren immer was über Land und Leute zu erzählen haben.

Nach einer Bratwurst und einem Bummel entlang des Kais vom ehemaligen Kriegshafen Peenemünde mit russischem U-Boot,  deutscher Raketenangriffsfabrik und traditionellem Holzbootbau, - in einer Großstadt hätte ich wohl Stunden vertrödelt - fahre ich relativ zittrig zu dem Bahnhof, an dem ich vor einem Jahr vom Tod meines Vaters erfuhr.
Damals hatte ich im Gegensatz zu heute keine Zeit zu weinen. Ich musste funktionieren und ich funktionierte, telefonierte mit meinem Cousin, damit dieser meine Mutter persönlich informieren konnte, checkte mit einem guten Freund alternative Zugverbindungen und organisierte letztendlich einen Leihwagen, den ich am späten Abend in Wolgast übernehmen konnte.

Heute habe ich Zeit und doch fliegen die bitteren Erinnerungen an die Pflegezeit und an den schmerzlichen Verlust rasend schnell an mir vorbei.
Was bleibt, ist neben großer Erleichterung und Freude darüber, dass mein Vater nicht mehr leidet und meine Mutter ihre Situation gut bewältigt, auch die Freude darüber, dass viele seiner Lebensgefährten aus verschiedensten Zeiten an der Beisetzung teilnahmen.Scheinbar hat er ganz vieles richtig gemacht!

Ich zünde die Kerze an und es macht „Rrrrrrrrraaaaaaatschsch. Meine Hose hat dem angefutterten Speck der Zeit nicht widerstanden. Ich fluche leise, gehe zum Fahrrad, um eine kurze Hose anzuziehen, stütze mich beim Wechsel der Hose am Fahrrad ab und es macht KNACK. Nicht dieses lang gezogene Knaaaaaak, nein, kurz, laut, einfach und trocken. „Knack“. Mein Schweizer Seitenständer bricht ohne Vorwarnung unterhalb des Gelenks, mitten im Aluminium, durch. Mit verdrehten Augen schaue ich ganz weit nach oben, Gott sei Dank ist keiner dabei, und schreie so laut ich kann: "Papa, ich muss hier weg, bevor noch mehr passiert!"

Lachend, mit seiner Zustimmung und meiner kurzen Hose fahr ich weiter, besorge mir in Zinnowitz einen neuen Seitenständer und erfahre im gegenüberliegenden Café mit der leckeren Nusstorte, dass man eine Hose doch nicht näht, sondern besser wegschmeißt. Mit den Worten im Ohr: „Kaufen Sie doch einfach eine neue Hose“ verlasse ich dieses völlig überlaufene Zinnowitz. Mein 58er PatriaTerra+, die Fahrt über die herrlichen Waldwege in den Buchenwäldern und die Dünenlandschaft Usedoms erscheinen mir heute wie eine Doppelportion Balsam für Körper, Geist und Seele. In Koserow baue ich mein Zelt auf dem Campingplatz auf und in der Bernsteinhexe erzählt mir eine Dame am Tisch von ihrer Flucht aus Neustettin und ihrer Liebe zum Kölner Karneval. Wieso hab ich eigentlich so lange gebraucht bis ich kapiert habe, dass Lachen und Weinen untrennbar zusammen gehören?

Nach 52 km und einem ereignisreichen Tag erscheint mir mal wieder das Fahrradfahren im besten Sinne als eine der wunderbarsten Nebensachen auf dieser Welt.

Koserow - Świnoujście (Swinemünde) - Kamminke – Ückermünde - Bellin

Mit Blick von der Steilküste auf die Ostsee genieße ich mein Frühstück mit Hörnchen und Espresso auf einer Parkbank, freue mich, dass die Wasserwaage am Lenker tatsächlich 16 % anzeigt, bin erstaunt, dass es einen Marathonlauf von Świnoujście nach Peenemünde über 16%-ige Steigungen gibt und hab einfach nur Spaß auf meinem Fahrrad. An der Seebrücke in Ahlbeck trudeln vor meinem geistigen Auge die Helden von BU 24 ein. Nach meinem Zeitplan werde ich jedoch noch sechs Tage benötigen, bis ich einen Teil der Helden in Berlin treffe.

Hinter Ahlbeck mache ich an der deutsch-polnischen Oder-Neiße-Grenze Pause.
Heute vor 73 Jahren begann mit dem Überfall auf Polen der 2. Weltkrieg. Ich denke an die fabrikmäßige Ermordung von 6 Millionen Juden und den Kniefall von Willy Brandt anlässlich des Warschauer Vertrages von 1970. Er bekam für seine Arbeit den Friedensnobelpreis. Lech Wałesa und Gorbatschow folgten in der Reihe derer, die sich für Frieden und Aussöhnung in Europa einsetzten. Gyula Horn hätte wohl für das Durchknipsen des ungarischen Grenzzauns auch einen verdient.

Mit einem älteren Radfahrer komme ich ins Gespräch.
"Was ist das schön, dass man hier einfach rüber fahren kann!“
"Ja, aber Vorsicht. Es gibt viele Überfälle auf Reisende, vor allem auf dem Rückweg."

Knall, Peng, Blitz & Donner! Da sind sie wieder. Alle Vorurteile auf einmal, alle auf einen Schlag. Ich will aber nicht zurück, nein ich möchte weiter, immer weiter fahren. Polen ist nun mal einer unserer wichtigsten und interessantesten Nachbarn, doch eine Reise nach Danzig, Warschau oder Krakau ist dieses Jahr nicht realisierbar.
Über Świnoujście (Swinemünde) geht es weiter nach Kamminke. Von hier werde ich die Fähre nach Ueckermünde nehmen. Mit viel Zeit genieße ich den Strand. Beim Warten erfahre ich von einem Ehepaar, dass es in der Nähe eine Gedenkstätte gibt.
Im März 1945 hielten sich in Swinemünde mehr als 100.000 Flüchtlinge auf. Die US Airforce bombardierte die Stadt mit 671 Bomben. Der Angriff erfolgte aufgrund einer Bitte der Roten Armee. 20.000 Menschen fanden den Tod bei dem Massaker von Swinemünde. (Quelle: Wikipedia).
Ich radle zur Gedenkstätte Golm und erfahre dort, dass Grabschänder die metallenen Gedenktafeln und die Inschrift "dass nie wieder eine Mutter ihren Sohn beweint" gestohlen haben.

Zurück im Hafen begegne ich einem seltenen Reiseradler. Er transportiert in seinem Lenkerkörbchen Basilikum im Topf fürs Abendessen. Bei der herrlichen Überfahrt in die Lagunenstadt Ueckermünde erhalte ich noch den Hinweis, weiter nach Bellin zu radeln, dort gäbe es preiswerte Unterkunftsmöglichkeiten. Stimmt. Auch das Zanderfilet mit der Doppelportion Bratkartoffeln für 10,90 € fand meine vollste Zustimmung nach 43 km.

Leider verlassen viele junge Menschen die Dörfer und die Alten gehen fast nur noch bei Veranstaltungen der Volkssolidarität aus dem Haus. Touristen gibt es hier am Stettiner Haff zu wenig, um die verlorenen Einnahmen aus den stillgelegten Ziegeleien zu ersetzen.

Bellin – Vogelsang – Warsin – Altwarp - Neuwarp (Nove Warpno) – Trzebiez – Police - Szczecin

Ich bin gespannt, ob meine Information stimmt, dass eine Fähre von Altwarp nach Nove Warpno existiert. Weder in der Pension noch im Restaurant wurde mir dies bestätigt. Doch es gibt sie wirklich. Der Holzkutter Lütt Marten bedient diese Strecke, seitdem die Butterfahrten nach Polen eingestellt sind. Diese Fähre nach Polen scheint recht unbekannt zu sein, denn nach Auskunft des Kapitäns wird diese Information an Reisende trotz hunderter Flyer nur spärlich weitergegeben. Auf polnischer Seite wisse sowieso keiner davon, es kümmere sich dort auch keiner um Touristen. Schade!
Nun radle ich also über kleine Nebenstrassen und dichte Wälder durch den „Stettiner Zipfel“, um den die Vertriebenen Organisationen bei der Wiedervereinigung so viel Aufhebens machten. Nach dem Beschluss der Potsdamer Konferenz vom 2. August 1945 sollte dieses Gebiet bis Stettin (Powiat Policki) eigentlich unter russische Verwaltung gestellt werden und wäre damit letztendlich ein Teil der DDR geworden.

In Trzebiez mache ich Pause und entscheide mich, gegen meinen ursprünglichen Plan, doch noch heute nach Stettin zu fahren. Bis Police folge ich meiner geplanten Straßenroute und teste dort zum ersten Mal die Routingfunktion vom Navi. Einstellung: Fahrrad, ökonomische Route“. Warum mich das Ergebnis der Berechnung über den einzigen Berg und sandige Singletrails Richtung Stettin führt, werde ich nie begreifen. Eine vierköpfige polnische Familie hilft mir, mich auf zusätzlichen Abkürzungen bis zum höchsten Punkt nördlich von Stettin zurechtzufinden. Diese vierköpfige Familie rückt damit meine Erfahrungen mit der dortigen polnischen Bevölkerung wieder ins rechte Lot. Servicewüste wäre der passende Ausdruck für meine dortigen Erfahrungen. Konnte ich im ersten Geschäft noch mit Euro bezahlen, wurde mir dies bei mehreren Versuchen, selbst an Tankstellen verwehrt. Ich bekam keine freundliche Auskunft und fühlte mich wie „nicht willkommen zu sein“. Warum? Wieso? Ich finde keine Antwort. Zwischen Gryfino und Cedynia hatte ich zudem einen völlig anderen Eindruck.

Mein vorgebuchtes Hotel Elka-sen in der Stettiner Innenstadt empfängt mich mit einem reiseradtauglichen Aufzug, der mich überraschenderweise in den Keller führt. Die für den nächsten Tag geltende Buchung wurde problemlos für heute akzeptiert. Dankeschön. Am Abend bummele ich durch die Stadt. Die Altstadt gefällt mir dabei ausgesprochen gut, doch das empfohlene Restaurant finde ich nicht. Irgendwann vernehme ich Musik. Sie scheint live zu sein. Ich lande mittendrin in der Aufführung des Ensembles der Stettiner Oper und genieße ihren ersten Auftritt unter freiem Himmel. Bekannte Arien von Verdi, Bizet und aus Anatevka bereiten mir neben einem hervorragenden italienischen Essen einen vergnüglichen Abend.

Trotzdem werde ich morgen weiter fahren, denn für einen ganzen Tag habe ich keine Lust in dieser Stadt zu bleiben. Für 27,-€. schlafe ich übrigens sehr gut im Elka-sen und bekomme ein mehr als ausreichendes Frühstück.

Szczecin - Ost Umfahrung Szczecin - Binowo - Gryfino - Mescherin - Schwedt

"Viel Berg, viel Fluss, viel Sand & Kopfsteinpflaster und eine klasse Pension kurz vor Schwedt bei Familie Liebold in Friedrichtsthal, mittendrin in einem bunten Garten".

Mehr steht nicht im Tagebuch. Doch ich erinnere mich gerne an die geile Ostumfahrung von Stettin, die funktionsfähige Brücke in Gryfino und ein zauberhaftes Abendessen mit Nachschlag von Frau Liebold in Gesellschaft zweier Bayerinnen auf Reiserädern.

Schwedt – Krajnik Dolny -  Piasek – Bielinek – Cedynia

Kein Berg, kein Sand, kaum Pflaster und ein traumhafter Tag auf der polnischen Seite der Oder lassen den Tag in Vorfreude auf das Kloster in Cedynia dahin gleiten, das mich mit einem traumhaften Garten und exzellenter Weinkarte überrascht.
Ich sollte mir eine halbe Pulle gönnen, nachdem ich heute 2.000 km mit dem Terra unterwegs bin und trinke zusätzlich die andere Hälfte auf meinen Fahrradhändler im Garten der früheren Erziehungsanstalt für Edelfrauen. Ja Jungs, das steht so in der Speisekarte.
Übernachtet habe ich aber in der Stadt im Hotel Piast,  wo ich besser auch gegessen hätte, denn nur die altpolnische Suppe mit Pilzen und Ei im Zisterzienserbrot konnte mich überzeugen. Die Gans war entweder zu alt oder zu lang im Ofen und die Panna Cotta nicht der Rede wert. Etwas schwerfällig begebe ich mich ins Hotel und schlafe schlecht.

Am Vormittag hatte ich noch eine Kerze in Schwedt an der Oder angezündet. Ich habe das einem Forumsmitglied versprochen, der seine Radtour an der Oder in Gedenken an seinen verstorbenen Vater dieses Jahr leider nicht durchführen konnte.

Cedynia – Osinow Dolny – Hohenwutzen – geheimnisvolle Oderbrücke – Wriezen – Kunersdorf – Reichenow

Es regnet. Es regnet das erste Mal auf dieser Tour.
Meine Laune bessert sich nicht, denn auch das schöne Frühstück will nicht mehr in meinen Magen. Dafür finde ich eine Schneiderei und eine Näherin, die meine zerrissene Hose nähen kann. Erstklassige Arbeit, denn die Hose hält immer noch. Entlang der Strasse, vorbei am Denkmal, das an den Sieg über die Deutschen im Jahr 972 n.Chr. erinnert und von wo die polnische Armee zusammen mit der Roten Armee den „Sturm auf Berlin“ im Frühjahr 1945 begann, fahre ich Richtung Hohenwutzen.

Vorbei an billigem Diesel, billigen Zigaretten, billigen Friseuren und billigen Freudenhäusern verlasse ich Polen. Der Regen hört auf, und kurze Zeit später stehe ich an einer geheimnisvollen Brücke, die ich 2 Tage vorher noch verwechselt habe, die es sowieso nie gegeben hat und die heute um 14:00 Uhr eingeweiht werden soll. So was Konfuses erlebt man nur auf Radreisen, mit einem spekulativen Rad-Forum und dem Wunsch, Klarheit in den Nebel zu bringen.

Früher gab es diese Brücke
Heute gibt es jene Brücke
Bald soll es ein 3-stöckiges gläsernes Restaurant in der Brücke geben, wenn es nach der Vision des Architekten geht.
Mensch Leute, lasst die Brücke bitte wie sie ist und baut von Neuss nach Berlin einen beheizten Fahrradweg!

Davon hat Brandenburg jede Menge in jeglicher Qualität. Selbst die Ausschilderung lässt keine Wünsche offen. Mein Tagesziel, das Kellerstübchen in Reichenow neben dem teuren Schosshotel, erreiche ich deshalb schon am frühen Nachmittag.
Mal wieder im Gespräch, erfahre ich von 3 vermeintlichen Monteuren, dass sie Angestellte eines großen Putenfabrikanten sind und in Brandenburg die Putenställe reinigen. Nein, die tot getrampelten Tiere sind bei ihrem Einsatz schon entsorgt. Darum müssen sie sich nicht kümmern. Putenställe werden übrigens mit einem Durchgang von 2,4 alle 21 Wochen gereinigt und für die nächste Charge vorbereitet.

Irgendwie habe ich einen komischen Geruch in der Nase und fühle mich von Putenschnitzel mit Pommes nicht angesprochen. Umso mehr schmeckt mir aber das schwarze Bier und das ausgezeichnete Frühstück

Reichenow – Strausberg - Hirschfelde – Werneuchen – Hönow

"Ach wat is Brandenburg schön!"

Felder, Apfelbäume, Wiesen, Seen, Wälder und endlose Weiten in einem leicht hügeligen Gelände mit freundlichen Menschen, die sogar vor der eigentlichen Öffnungszeit guten Kaffee kochen, begleiten mich auf dem Weg entlang der TB (Tour Brandenburg)  von Dorf zu Dorf in Richtung Berlin.
Allein meine eigene Planung von Spitzmühle nach Hirschfelde war nicht fahrbar und so kurvte ich über Buchholz und Wesendahl zum Zwischenziel in der arschlochfreien Zone. Über Dieter Moor ist viel geschrieben und wohl auch viel gelästert worden. Das Dorf mit dem Hirsch erscheint dem Reisenden jedoch nett herausgeputzt und bäckerfrei.
Nach 30 km spürte ich in beiden Achillessehnen Schmerzen, die leider anhielten bis zum Ende des Tages. So beende ich den Tag schon in Gut Hönow nach 60 km und sitze beim Abendessen wie in Omas Wohnzimmer. Der Gruß aus der Küche, ein kaltes Melonensüppchen mit Chilli und Minze, eine kalte Suppe mit Spreewaldgurke, Roulade mit Rotkohl und eine 4-fach fette Portion Diclofenac auf den Sehnen, ließen die Schmerzen am nächsten Tag verschwinden. Sie kamen nicht wieder zurück. Viel hilft manchmal doch viel.

Hönow - Hellersdorf – Marzahn – Lichtenberg – Prenzlauer Berg – Rosenthaler Vorstadt -  Oranienburger Vorstadt – Bundestag – Tiergarten – Mitte - Prenzlauer Berg

So hatte ich mir das am PC als Track fürs Navi zusammengeklickt, so bin ich die Strecke gefahren. Plattenbauten in gut saniertem Zustand, bürgerlich anmutende Siedlungshäuser, Hinterhöfe und Großstadtgewühl, grüne Wege, Oderkippe, Falkplatz, Mauerpark und Mauerweg, Bernauer Strasse, Invalidenfriedhof, Reichstag, Siegessäule, Brandenburger Tor, Dom, Alex, ein nettes Hotel mit ruhigem Hinterhofzimmer und, als krönender Abschluss des Tages, ein herzlicher Empfang durch bekannte und unbekannte Forumsmitglieder haben mich stark beeindruckt.

Danke Berlin, ich komme gerne wieder!

2x hatte ich Schulter-Kontakt mit kämpfenden Radfahrern auf der Greifswalder Strasse. Alle Autofahrer waren auf meiner gesamten Reise wesentlich rücksichtsvoller als diese geduckt verkrampften Typen auf ihren Renn-Semmeln.

„Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!“ (Walter Ulbricht am 15. Juni 1961)
„Auch der Eunuch, der hodenlose, fühlt sich wohl in Kettner´s Lodenhose“

In diesem Gebäude war vor der Wende die „Suhler Jagdhütte“ beheimatet. Während des Umbaus wurden hinter Holzvertäfelungen und Holzdecken umfangreiche Elektroverteiler und Verkabelungen, die NICHT der Stromversorgung dienten, entsorgt. Im Kellergeschoss waren Räume vom offiziellen Mittelgang zugänglich. Andere Räume erreichte man nur über versteckte Seitengänge. Die Idee, einen Schießstand von 90 Meter Länge in den Seitengängen einzurichten, wurde nicht weiter verfolgt. Ob in dem Gebäude die Staatssicherheit zu Hause war, konnte mir 1991 keiner beantworten.

................das bunte Berlin neben „Erichs ehemaligen Lampenladen“
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