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Ouranus Club, Korfu, 01. Juni

Mich holt Griechenland langsam ein.

Faul und träge hänge ich rum, beim nächsten Schritt über staubige Wege weiß ich nicht mehr, wann ich den letzten gemacht habe. Vielleicht geh ich singen oder malen oder guck einfach in die Luft oder unter diese silbrighellgrünen Olivenbäume mit den schwarzen Stämmen, die aus den schwarzen Netzen über sich herauswachsen. Olivenbaum-Land.

Udigama, ein Namensvetter von Udagama, trommelt mit den Gästen im Club. Gerda kümmert sich sehr liebevoll um ihre Gäste und Thomas hilft, wo immer er kann. Die Zeit geht rum. Hauptsache.

Rückfahrt nach 4 Tagen zur Fähre nach Korfu Stadt, vorbei an Eng-Land

Die liegen hier zu hunderten am Pool hinter der Mauer direkt an der Strasse. Das Meer ist ja 500 m weit weg.

Auf der Fahrt begleiten mich meine Gedanken an die Esalen Massage und die Reiki Hände von Cheftet vom Ouranus Club. Das war vielleicht schön, so schön. Perfekt. Da will ich noch mal hin. Griechenland ist schön.

Pilion, 5 Juni

Die Sonne lacht bei der Weiterfahrt mit der Fähre und auf der Küstenstrasse nach Levkada.

Blühende Blumen und Knospen aller Farben vermischen sich mit der Schräglagenromantik und der Vorfreude auf das Segeln mit der Kimberley. Doch die Wirklichkeit ereilt mich nach stundenlangem Suchen und Warten auf Levkas, nicht nur, weil das Schiff nicht in Nigri, sondern im Hafen davor liegt.

Die Mitsegler und das Schiff begeistern mich nicht wirklich und so verabschiede ich mich von der alten Fregatte am Morgen und ein Ritt ganz anderer Art nimmt seinen Anfang.

Levkada-Amifilochia-Agrinio-Karpenisi-Lamia

Dieses Rodeo auf einer roten Hauptstrasse von West nach Ost, zwischen Agrinio und dem Skigebiet Karpenisi beginnt wie in den Hügeln im Breisgau am LKW freien Sonntag ohne Sonntagsfahrer und fast am Ende dieser Strasse, nach dem eisigen Tunnel in Karpenisi musst Du aufpassen. Direkt und ohne Vorwarnung nach der langen Gerade geht es wieder los, noch mal Kehren und direkt noch mal. Und das alles wieder runter. Ich werde kirre, verliere die wiedergewonnene Orientierung, muss ich da hinten wieder hoch, war ich da unten schon oben?

Pause mit Omelette.

Die Bilder im Kopf der letzten Stunden haben keine Zeit, Photoerinnerungen. Du sortierst sie nach der Uhr, nach Straßenpunkten, nach Asphaltpunkten. Mir wird schwindlig. Hahntennjoch, Gavia, Umbrailpass und Col de Barcelonette, alles auf einmal, alles hintereinander und wieder von vorne. Du siehst die Strasse über 5-6 Kurven, fährst geradeaus, nein Du stehst, die doppelte Mittellinie schneidet mit 80 Dein Vorderrad von links und rechts, meine Schulter tut weh, die Hände brennen. Roadmovie. Du sitz im Kino: aufrecht rauschendes Linienfliegen.

Rauschen?

Musik aus der Tiefe der Getriebe, Rodeobrüllen, SchräglagenSymphonie. Kurven im Steuerkettenkonzert.

Du bist der Dirigent im Konzertsaal, die Kardanwelle ist der Taktstock und auf den Balkonen türmen sich die bunten und grünen Girlanden. Die Logen sind erfüllt vom Duft der Steine und Pflanzen. Im Orchestergraben tief unter dir leuchtet türkisfarbenes Wasser. Es ist unglaublich hier. Alleine dafür würde ich diese Anfahrt noch mal machen, noch mal eintauchen in diese Einsamkeit der roten schroffen Felsen, in die Ruhe der grünen Täler, in die Orientierungslosigkeit dieser grandiosen Bergwelt. Felsnase um Felsnase fährst Du weiter. Die Serpentinen führen dich nach oben, nach unten und nach vorne. Weggesprengte Bergspitzen führen dich oben hindurch, runter in ein neues Tal mit neuen Farben. Du brauchst keine Karte, es gibt nur diese eine Strasse, links und rechts, oben und unten ist Niemandsland. Es gibt nur diesen trockenen griffigen Asphalt, den trockenen Sand in der Kurve und Deine trockene Kehle.

Pause mit Baklava. Telefonat mit Freunden auf dem Pilion. Ich will es nicht mehr bis dahin schaffen. Doch hinter Lamia geht’s schon wieder los.

Aber anders. Easy Rider Feeling durch die Kornkammer und Baumwollfelder Griechenlands. Du lässt die Kuh hier richtig fliegen. Geradeaus, 3 Kurven, von oben siehst du die Schachbrettfelder, wieder geradeaus. Brot für die EU. Versteckte Flüchtlingslager hinter Getreidesilos. Schlafen kannst Du morgen. Du genießt dieses weite Land, Du hörst nur noch den Wind, Du riechst das frisch geerntete Getreide bis zur nächsten Hügelkette, und dahinter urplötzlich siehst Du das Meer bei Volos.

Diese Stadt ist aufgeteilt wie vorbeigeflogenen Getreidefelder, oder Mannheim, oder New York. Ein Quadrat nach rechts, 3 nach links. Hier musst Du nur noch zählen können, rückwärts und vorwärts und weiter in die Berge am Pilion. Schon wieder. Ich kann nicht mehr, ich will nur noch ein Bett, ich hasse Kurven. Ich hasse diesen glänzenden Asphalt. Ich will nur noch ein Bier. Bitte ein Hotel und einen glücklicher Schlummertrunk nach 498 km.

Nächster Tag, Montag, 50 km nach Agios Ioannis. Ausgleich.

Zimmer schon um 11:00 Uhr. Ich treffe alte Freunde, wir quatschen alte Zeiten und trinken neuen Ouzo. “ Weißt Du noch, damals?“ Ist das Leben nicht herrlich?
Am Dienstag regnet es rauschend laut. Wellenklang aus grauem Himmel. Der erste Regentag seit 3 Wochen. Die Götter lieben mich und mit der Musik der Knef wünsche ich einer hawaiianischen Freundin in Stuttgart RoteRosenRegen. Technik sei Dank und mir fehlt ein Regenschirm.

Essen mit Freunden, wir gehen 2 schweißtreibende Buchten hoch und runter weiter an der östlichen Bergkette. Lianenbewachsende dicke alte Bäume bilden gewachsene Tore über der schmalen, vom Regen noch dampfenden Strasse. Gewachsene Ein und Ausblicke runter auf die Buchten und hoch in diesen grünen dampfenden Dschungel. Alte ausgetretene Stufen führen endlich direkt und fast senkrecht runter zur Taverne in Damouhari.

Eine Taverne?
Nein, ein kleines Paradies mit einem Hotel, wie aus der Provence, ein wunderbares Essen, ein herrlicher Wirt mit Nickelbrille und Weste, der in der 3. Generation hier den Laden schmeißt. Er ist Koch, Hotelier und Bürgermeister in einer Person und erzählt mit fröhlich blitzenden Augen, wie er vor 30 Jahren den deutschen Mädels in die Berge nachgestiefelt ist. Heute hat er 4 Kinder und immer eine Blüte hinter dem linken Ohr.

Spät stiefeln wir rutschend über glitschige Eselspfade ohne Licht und Regen an den Klippen zurück ins Hotel. Die Sterne blitzen. Himmel für Verliebte. Ist Griechenland nicht schön?

Morgen fahre ich in den Süden. Oder übermorgen?

Autobahn nach Piraeus? 8 Stunden Fähre nach Amorgos?

Mal schauen.

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