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Syvota, Griechenland Pfingstmontag 28. Mai 2007

Hier gab es mal einen Robinson Club, den jetzt Engländer gekauft haben. So habe ich mir lieber ein Zimmer mit Terrasse gemietet und freu mich, dass alles gut gegangen ist.

Angeschissen hab ich mich vor Angst, Nachmittage vergrübelt vor dem was alles kommt, vor dem, was alles passieren kann. Schlecht geschlafen, Rückfahrmöglichkeiten über den Tegernsee und Bari geprüft. Zurück über Ancona nach Fuerteventura.

Jaja zu zweit ist es einfach der Held zu sein, Schwierigkeiten mit links zu meistern, doch bis hinter Neuss bin ich schon mal gekommen und das will was heißen.

Was suche ich? Keine Ahnung, aber im Süden vom EuroLand Montenegro, 14 km vor Albanien im Niemandsland war ich in einer kleinen einfachen Kirche. Die Menschen sangen während dieser Messe so inbrünstig und hoffnungsvoll mit, dass ich total gerührt war. So etwas schönes und wirklich herzlich klangvolles habe ich niemals in einer deutschen Kirche gehört und gesehen. Bevor das Brot gebrochen wurde, schüttelten sich die Menschen die Hände. Eine tiefe Geste der Mitmenschlichkeit und des Zusammenhaltens in dieser abgeschiedenen Zone der Armut.

I
ch hatte etwas Zeit an diesem Tag, wollte nicht mehr am Nachmittag nach Albanien rein und fand Quartier im einzigen Hotel in Tuzi. Bei der Übertragung des Finales Milan- Liverpool bin ich eingeschlafen mit Erinnerungen an herrliche Landschaften an der Westküste Montenegros mit tollen Strassen und wirklich freundlichen Menschen in Budva oder Kotor. Eine Gegend zum Urlaub machen.
Schönes gibt es also doch wirklich noch in der letzten Dunkelkammer zu finden.

Do. 8:30, auf nach Albanien. Wie komme ich da wieder raus? Dabei bin ich noch gar nicht drin. 14 km Kurvengewimmel nahe feuchten Sumpflandschaften, Gebüsch links und rechts. Schlaglöcher in der Kurve. Ich liebe sie alle. Ich traue mich nicht anzuhalten und diese Landschaften zu fotografieren. Eigene Grenzen.

An der albanischen melde mich bei Freunden ab.

Das Kurvengewimmel nimmt kein Ende mehr. Schlaglöcher, Schweine, Kühe warten auf dich und Deine Ausweichmanöver. Alle Gänge rasten ein, doch das soll sich bald ändern.

Nach dem ersten Dorf bessert sich die Strasse, in der ersten Stadt (Shkoder) reißen die Albaner alles wieder auf. Eisenach vor 15 Jahren. Da wird überholt in dritter Reihe, ich überhole lieber rechts, das staubt so schön.

Hinter Shkoder wird es langweilig. Immer geradeaus. Soll das so weitergehen bis Griechenland? Die Landschaft und die Karte versprechen keine Besserung. Also suche ich mein Heil zunächst in Durres, das ist so wie Piräus, nur nicht so sauber und beim Überholen kannst Du seelenruhig auf den linken Bürgersteig ausweichen. Ich folge dem VW Tuareg vor mir, er ist so schön breit.

Es gefällt mir hier nicht. Keine netten Cafes, nichts einladendes. Tourismus wie im alten Viertel von Arenal, wie im Hinterhof von Hurghada.



Also ab in die albanischen Berge Richtung Osten. Nein nicht durch Tirana sondern außenrum. Meine Grenzen werden mir immer deutlicher, diese kleinen Nebensträßchen aus Lehm sind nichts für mich allein. Sind nichts für diese Ausrüstung. Nichts für schwarzen Himmel über Albanien. Also zurück und über gelbe Strassen schaffe ich es vor dem Gewitter bis zur nächsten Tanke und quatsche mit Freude und 4 herzlichen Männern eine Stunde Unsinn. Die Cola bekomme ich spendiert, ein Albanier begleitet mich auf seiner Honda bis nach Elbasan, zahlt mir einen Cappucino und ich fahre sehr zufrieden weiter durch eine grünes Tal mit tiefroten Felsformationen Richtung Osten nach Macedonia.

Es wird schon spät, Regen zieht wieder auf und geht. 2 km vor der Grenze lacht mich unten am See ein kleines Dorf an. Da ist es schön. Da möchte ich schlafen. Aber kennt jemand von euch Lachstedt bei Bad Sulza?



Von der Hauptstrasse über die schmale Piste ins Dorf. Ich sehe beim Näherkommen mit Gänsehaut genau das, was ich nicht mag, drehe vor den ersten verfallenen Häusern, gebe Gas und flüchte vor den 40 Romas, die mit verschränkten Armen dort stehen. Ich habe unendlich Schiss. Gänsehaut durch Vorurteile. Raus hier. An der spitzwinkligen Einmündung zur Hauptstrasse eine Schwelle von 15 cm. Ich gucke nach links, nach rechts, gebe Gas, mache doch alles richtig. Nur das Getriebe der BMW findet die richtigen Zahnräder nicht.

Also das Ding fährt nicht, es kippt nur mit aufheulendem Motor um. Und es kippt wahrlich langsam um, während mein rechter Fuß den Boden sucht und rudernd nur Luft findet.

Ein paar Kratzer an den Alukoffern, meine Held Handschuhe sind die Helden, mein Anzug hält, was er gekostet und 2 Romas helfen mir das Motorrad wieder aufzustellen. Alleine??? Keine Chance.

Wie war das mit der Dunkelkammer?

Mit immer noch zitternden Knien weiter, nur nicht nachdenken. Verdrängen ist besser. Verkrampfte Ideallinie den Berg rauf. Die Mittellinie im festen Blick. Wieder eine Grenze, wieder ein neues Land.. Grenzpause. Macedonien. Das bessere Griechenland?

Kennt Ihr diese jugoslawischen Oberkellner?

Schwarze Hose, schwarze Weste und schräg hängende Fliege. Dieses weisse schmierige Hemd mit dem eingetrockneten Knaas von vorvorgestern? Von Struga am schönen Ohridsee müssen sie alle herkommen. Hier ist das Nest. Hier ist das vergessene Land. Hier sind die eingerissenen Tischdecken die Ahnen der jugoslawischen Oberkellnerhemden.

Die Dusche auf dem Photo ist von hier. Sie sah vorgestern so aus, sie sieht auch übermorgen noch so aus. In 3 Stunden ist dann das versprochene warme Wasser auch in diesen Winkel des Palastes angekommen. Der Kellner verteilt portionierte Schmierwurst aus der Dose auf jeden Teller im Saal. Nein, ich möchte keinen Kakao. Ich ziehe den schlechten Cappucino zum Frühstück vor.

Im feuchten Zimmer habe ich dann doch noch recht gut unter Polyester Decken geschlafen, weil mir die Kinder in dieser altsozialistischen Palastherberge bei ihrem Abendgetöse gefallen. Wissbegierig umringen sie mich bei der Ankunft und Abfahrt mit ihrem Professor für alte Sprachen. Sie lernen wieder Macedonisch, verloren gegangen im Zeitalter der sozialistischen Einheitskultur. Sie freuen sich am See über den aufkommenden Tourismus, Hoffnungsflucht aus Skopie.

Macedonien ?
Heute weiss ich, dass kein Mensch ausserhalb dieses Landes das RestGeld tauschen möchte.

Ich mache mich auf die Reise über Ohrid und Bitola nach Griechenland, denke auf den einsamen Strassen mit Pferdefuhrwerken und dem fahrenden Volk noch an den Jugo vom Vorabend mit seiner zukünftigen Scheinehe in Stuttgart für 10.000,-Euro und der Scheinselbständigkeit in unserem Ländle. Schwarz ist da nicht nur die Dachpappe dieses Isolierers.

Niki heisst das erste griechische Dorf hinter der Grenze.

Florina die erste Stadt. Ich bin so froh und gutgelaunt, dass mir der Kellner 2 Cappus ausgibt. Was dann kommt, ist Motorradspass pur. Durch Laubwälder, immer höher bis ins Skiparadies, runter nach Kastoria am See. Und noch ne Runde, weil es so schön ist und nach den leckeren Patatas weiter über Neapoli Richtung Westen nach Konitsa. Straßenwedeln, herrlich.
Rechts von mir die albanischen Berge, links das 2637 Meter hohe Indos Gebirge. Landschaft pur, Warnungen vor den Bären und ne wirklich neue Pension mit warmer Dusche und netten Leuten.
Ein wirklich perfekter Tag.

Nescafe, leicht bewölkt, trocken. Das Tal nimmt kein Ende, die Luft erwärmt sich und mit endlich größerem Mut kurve ich jetzt über kleine Strassen runter bis Igumenitsa. Mittelmeerhafen. Endlich wieder dieses Blau.

Zum Robinson Club? 24 km geradeaus, Küstenstrasse. Ankommen nach 2.893 km. Ein Zimmer im grünen Garten, die weiss-blaue ruht unterm Obstbaum.

Jetzt sitze ich hier schon 3 Stunden im Cafenion, habe meine Wäsche gewaschen, mit Mama telefoniert und bin zufrieden.

Zufriedenes Rumgammeln, nix zu tun, Seglergucken in fetten gepolsterten Korbsesseln mit nem leckeren Ouzo meze Die Segler kommen eingewickelt in Helly Hansen, rot mit schwarzem Besatz an Ellenbogen und Hinterteil, machen fest, ziehen sich dann die ältesten Klamotten, die sie zu Hause in ihrer Villa gefunden haben, an, trinken Bier aus der Dose, zahlen anstandslos die dicksten Seglerpreise. Der mit dem dicksten Bauch hat das dickste Schiff. Jaja auch ich wiege keine 85 kg mehr.

Der 120 kg schwere Harley König aus Syvota blubbert mit der hochglanzpolierten vorbei an den Korbsesseln, geniesst die staunenden Augen und Ohren der Gäste und schaltet seine blauen LED`s ein. Frontscheibe in leuchtendem Blau vor weissen Yachten. Aus einem Lautsprecher erklingt dieses unverwechselbare Saxophon mit Jan Garbareck. Hier bin ich bei mir zuhause, möchte nie wieder zurück, möchte noch nach Korfu, da wo alles begann vor 6 Jahren mit der Yoga Gruppe im Ouranus Club.

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